Dieser Ratgeber informiert über die verschiedenen Typen von Diabetes, wie diese entstehen, welche Symptome darauf hinweisen und mögliche Behandlungsformen.
Diabetes mellitus - Diagnose, Behandlung und Hilfe
Diabetes mellitus ist eine weitverbreitete Zuckerkrankheit, an der allein in Deutschland bereits mehr als 6 Millionen Menschen erkrankt sind. Es gibt verschiedene Typen von Diabetes, wobei vor allem die Formen Typ-1 und Typ-2 unterschieden werden. Gekennzeichnet durch eine chronische Erhöhung des Blutzuckers, gibt es für diese Stoffwechselkrankheit verschiedene Therapien.
Diabetes mellitus - die Zuckerkrankheit
Diabetes mellitus ist eine chronische Stoffwechselkrankheit, deren Hauptmerkmal ein erhöhter Anteil an Blutzucker (Glucose) im Blut und an Zucker im Urin bei der Ausscheidung ist. Daher hat die Krankheit auch Ihren Namen. Diabetes mellitus bedeutet übersetzt "honigsüßer Durchfluss". Entdeckt wurde die Krankheit bereits in der Antike und auch unter anderem von dem britischen Arzt Dr. Thomas Willis im Jahr 1675 aufgrund einer Geschmacksprobe des Urins, der stark honigsüß (mellitus) schmeckte. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird Diabetes auch als Zuckerkrankheit bezeichnet.
Der dauerhaft hohe Anteil an Zucker im Blut bedeutet, es besteht eine Störung im Stoffwechsel, bei dem das lebenswichtige Proteohormon Insulin die Hauptrolle spielt. Mit der Nahrungsaufnahme werden dem Körper Energie spendende Kohlenhydrate zugeführt, die durch den Stoffwechsel im Verdauungsapparat in Zucker umgewandelt werden. Dementsprechend steigt auch der Zuckergehalt im Blut an, denn dieser Zucker wird über die Darmwand in den Blutkreislauf aufgenommen und im gesamten Körper verteilt. Der Körper reagiert im gesunden Normalfall auf den Anstieg des Blutzuckers und schüttet durch die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Das Hormon Insulin wird in den Beta-Zellen der "Langerhans-Inseln" produziert, bei denen es sich um Zellansammlungen in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) handelt. Insulin ist ein Botenstoff, der die Zellen im Körper für die Zuckermoleküle öffnet und diese zu den Zellen der Muskeln, der Leber, der Nieren und der Fettgewebe transportiert und dort ins Innere einschleust. In den Zellen wird die eingeschleuste Glucose (der Blutzucker) schließlich zur Energiegewinnung verbraucht. Durch das Insulin in Verbindung mit diesem Zuckerstoffwechsel wird der Blutzuckerspiegel gesenkt beziehungsweise auf einem gesunden Niveau konstant gehalten.
Herrscht im Körper ein Insulinmangel oder befindet sich zu viel Insulin im Körper entgleist der Stoffwechsel und der Blutzuckerspiegel (Glucosespiegel) ist chronisch erhöht. Die Folge ist Diabetes mellitus, der wiederum je nach Typ unbehandelt schwere gesundheitliche Auswirkungen hat und schwerwiegende Folgeerkrankungen auslösen kann.
Diabetes ist eine weitverbreitete Stoffwechselkrankheit. Die Zahl der daran erkrankten Menschen nimmt stetig zu. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation leiden in Deutschland 6,7 Millionen Menschen an Diabetes. In Europa sind es rund 60 Millionen und weltweit sind insgesamt 350 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. (Quelle: Bundesministerium für Gesundheit) Diabetes ist dabei keineswegs eine Erkrankung, von der nur vorwiegend ältere Menschen betroffen sind. Auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Diabetes nimmt stetig zu. In Deutschland erkranken jährlich 200 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren an Diabetes mellitus Typ-2. An Diabetes mellitus Typ-1 leiden 30 500 junge Menschen, die jünger als 20 Jahre alt sind. (Quelle: Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2016, Deutsche Diabetes Gesellschaft DDG)
Die Typen von Diabetes und ihre mögliche Entstehung
Es existieren verschiedene Formen und Unterformen von Diabetes, es werden jedoch vor allem Diabetes mellitus Typ-1 und Diabetes mellitus Typ-2 unterschieden, da diese die Hauptformen sind und am häufigsten vorkommen.
Bei dem Diabetes Typ-1 handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Dies bedeutet, dass das eigene Immunsystem des Körpers die Insulin produzierenden Beta-Zellen der Langerhans-Inseln in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Mit dieser Zerstörung kann der Körper kein Insulin mehr produzieren, wodurch es zu einem Insulinmangel kommt. Sind 80 % bis 90 % dieser Beta-Zellen zerstört, besteht ein "absoluter Insulinmangel" und der Diabetes Typ-1 manifestiert sich. Damit kann der Energie liefernde Blutzucker (Glukose) nicht mehr von den Körperzellen aufgenommen und verarbeitet werden. Die Glukose bleibt im Blutkreislauf und steigt in der Menge zunehmend an, was sich in einem hohen Blutzuckerspiegel bemerkbar macht. Das Ergebnis ist eine Hyperglykämie (Überzuckerung des Blutes). Menschen, die an Diabetes Typ-1 erkranken, sind auf die Insulinzufuhr von außen angewiesen und müssen ihr Leben lang Insulin injizieren. Dieser Typ von Diabetes tritt nicht selten bereits im Kindes- und Jugendalter auf.
Die Ursachen für diese Autoimmunreaktion, die den Diabetes Typ-1 auslöst, sind bisher nur teilweise erforscht (Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg). In der Entstehung wurden bereits genetische Ursachen wie auch verschiedene Umwelteinflüsse festgestellt, die damit im Zusammenhang stehen können. Zu den beeinflussenden Umweltfaktoren werden unter anderem Antigene und Antikörper vermutet, die in ihrer Struktur mit einem körpereigenen Enzym und der Insulin produzierenden Zellen Ähnlichkeit haben. Diese können die Zerstörung der Beta-Zellen durch das eigene Immunsystem auslösen.
Der Diabetes mellitus Typ-2 ist die am häufigsten auftretende Form von Diabetes. Hier ist zwar Insulin vorhanden, jedoch reagieren die Zellen nicht oder nur ungenügend auf das Proteohormon. Die Körperzellen verhalten sich in diesem Fall resistent gegen Insulin. Diese Insulinresistenz entwickeln die Zellen vor allem dann, wenn zu viel Insulin von der Bauchspeicheldrüse produziert, ausgeschüttet und im Körper in Umlauf gebracht wird. Dies kann zum Beispiel durch eine übermäßige und zu häufige Nahrungsaufnahme oder eine falsche Ernährung entstehen, durch die der Blutzuckerspiegel ansteigt. Als Reaktion darauf wird auch entsprechend viel Insulin ausgeschüttet. Die mit den übermäßigen Insulinhormonen und Zuckermolekülen konfrontierten Zellen sind irgendwann überlastet und reagieren nicht mehr darauf. Auch hier verbleibt die ungenutzte Glucose im Blutkreislauf und erhöht den Blutzuckerspiegel. Des Weiteren kann auch eine Funktionsstörung der Insulin produzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse zu der Entstehung führen.
Die Bauchspeicheldrüse kann eine erhöhte Insulinproduktion nicht dauerhaft aufrechterhalten und schränkt diese letztlich ein. In diesem Fall wird nicht ausreichend Insulin produziert, um den Blutzucker im Körper unter Kontrolle zu halten. Dies kann somit auch in einem absoluten Insulinmangel münden. Die Ursachen für Diabetes mellitus Typ-2 liegen sehr häufig in einer ungesunden Ernährungs- und Lebensweise, im körperlichen Bewegungsmangel, im Übergewicht und sehr starken Übergewicht, wie Adipositas (Fettleibigkeit). Ebenso kann die Ursache eine genetische Prädisposition (erblich bedingte Veranlagung), Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, das Metabolistische Syndrom, chronische Entzündungen oder eine auslösende Erkrankung sein. Früher galt Diabetes Typ-2 als "typische" Alterserkrankung. Mittlerweile betrifft diese Form von Diabetes jedoch auch viele jüngere Menschen, einschließlich Kinder und Jugendliche.
Neben dem Typ-1-Diabetes und dem Typ-2-Diabetes gibt es eine Reihe weiterer spezifischer Diabetes-Typen, Unterformen und Ursachen, die die Zuckerkrankheit auslösen können. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert diese nach folgenden Kategorien, die zusammengefasst häufig auch als Diabetes Typ-3 bezeichnet werden.
Erkrankungen der Bauspeicheldrüse (z. B. Pankreatitis, Mukoviszidose, Hämochromatose)
Genetische Defekte der Beta-Zellen (z. B. MODY-Formen)
Genetische Defekte der Insulinwirkung
Diabetes durch hormonelle Störungen/Endokrinopathien (z. B. Cushingsyndrom, Akromegalie)
Diabetes durch Medikamente und Chemikalien (z. B. Glukokortikoide, Antipsychotika, Pentamidin)
Infektionen (z. B. Humane Cytomegalievirus/HCMV)
seltene Formen eines autoimmun vermittelten Diabetes
genetische Syndrome, die mit einem Diabetes verbunden sein können (z. B. Wolframsyndrom)
Es gibt des Weiteren den "Schwangerschaftsdiabetes", der auch als "Gestationsdiabetes" bezeichnet wird. Dieser wird als Diabetes mellitus Typ-4 bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine erstmals während der Schwangerschaft auftretende Glucosetoleranzstörung. Unter Umständen kann es sich auch um Diabetes Typ-1 oder Diabetes Typ-2 handeln. Der Gestationsdiabetes löst sich in der Regel nach der Geburt wieder auf, sodass der Zuckerstoffwechsel wieder gesund und naturgemäß verläuft.
Ursache für den Gestationsdiabetes ist unter anderem häufig die Umstellung des Hormonhaushaltes in der Schwangerschaft, die zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels und einer Insulinresistenz führt. Daran beteiligt sind Hormone, wie beispielsweise Östrogen, Cortisol, das humane Plazentalaktogen, Progesteron und Prolaktin, die in Wechselwirkung das Insulin beeinflussen. Ebenso kann auch die oft nicht optimale Ernährung in der Schwangerschaft den Gestationsdiabetes begünstigen. Besonders anfällig sind Schwangere, die übergewichtig und/oder im Alter von über 30 Jahren sind.
Wie macht sich Diabetes bemerkbar?
Diabetes mellitus äußert sich je nach Typ auf ganz unterschiedliche Weise. Häufig wird Diabetes auch erst bei einer genaueren Untersuchung entdeckt. Es gibt jedoch Anzeichen, die auf eine Diabeteserkrankung hindeuten.
Symptome Diabetes mellitus Typ-1:
Der Typ-1-Diabetes tritt aufgrund des starken Insulinmangels in der Regel plötzlich und akut auf. Diese Form des Diabetes kann sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen im höheren Alter in Erscheinung treten. Zu den Symptomen gehören:
eine ausgeprägte ungewollte Gewichtsabnahme binnen einiger Tage oder weniger Wochen
häufiges Wasserlassen
Exsikkose (Austrocknung durch Abnahme des Wassers im Körper)
Im Fall von Diabetes Typ-1 kann sich zudem ein Acetongeruch im Atem bemerkbar machen, der ähnlich süß wie stark überreifes Obst oder auch Nagellackentferner (mit Aceton) riecht. Wird in den Zellen des Körpers keine Energie durch die Verarbeitung von Glucose gewonnen, baut der Körper die Zellen des Fettgewebes ab, um Energie zu gewinnen. Dabei kommen Ketonkörper zum Einsatz, die ebenfalls Energieträger sind und in der Leber gebildet werden. Zu den Ketonkörpern gehört neben Acetoacetat (3-Oxobutansäure) und 3-Hydroxybuttersäure auch Aceton. Steigt der Gehalt an Ketonkörpern im Organismus (Ketose) aufgrund des absoluten Insulinmangels stark an, kann es zu einer Ketoazidose kommen. Dabei handelt es sich um eine Übersäuerung des Blutes.
Symptome Diabetes mellitus Typ-2:
Der Typ-2-Diabetes mit dem Phänomen einer Insulinresistenz der Körperzellen entwickelt sich meist schleichend und zeigt oft über viele Jahre keine besonders auffälligen Symptome. So wird diese Form von Diabetes häufig eher durch Zufall oder durch gezielte Untersuchungen entdeckt. Zu den Anzeichen von Diabetes Typ-2 gehören:
häufige Infektionen, wie zum Beispiel Blasenentzündungen
Zu den Eigenschaften von dem Hormon Insulin gehört auch, dass es den Appetit anregt, jedoch den Abbau von Fettgewebe (Lipolyse) blockiert. Produziert der Körper zu viel Insulin, steigert dies die Fettspeicherung und unterstützt damit die weitere Gewichtszunahme.
Diagnose: Diabetes mellitus
Die Diagnose, dass Diabetes mellitus vorliegt, wird von einem Arzt gestellt, wenn eine ärztliche Untersuchung mit wiederholten Messungen bestätigt, dass bestimmte Grenzwerte überschritten sind. Die Weltgesundheitsorganisation definiert für die Diagnostik folgende Kriterien und Grenzwerte für das Vorliegen von Diabetes:
Blutzuckerwert im nüchternen Zustand (vor der ersten Nahrungsaufnahme) >= 126 mg/dl (7 mmol/l)
Blutzuckerwert bei zufälliger Blutentnahme >= 200 mg/dl (11,2 mmol/l)
Blutzuckerwert beim oralen Glukosetoleranz-Test (oGTT) >= 200 mg/dl (11,2 mmol/l)
Die "Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)" und auch die US-amerikanische "American Diabetes Association (ADA)" geben eine weitere Größe als relevanten Wert für die Diagnose an - das glykierte Hämoglobin. Dabei handelt es sich um den roten Blutfarbstoff "Hämoglobin" an den die Glucose (Blutzucker) gekoppelt (Glykierung) ist. Dieses mit Glucose verzuckerte "adulte Hämoglobin A1" wird abgekürzt "HbA1c" genannt. Bei dem HbA1c-Wert handelt es sich um einen Langzeit-Blutzuckerwert, der über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten sechs bis zehn Wochen Aufschluss gibt. Mit einem HbA1c-Wert >= 6,5 % besteht ein starker Verdacht auf Diabetes mellitus.
In weiteren medizinischen Untersuchungen wird der Typ von Diabetes bei den Betroffenen ermittelt.
Mögliche Folgeerkrankungen von Diabetes
Im Fall von Diabetes mellitus ist die Aufnahme einer sofortigen Behandlung nach der gestellten Diagnose unbedingt notwendig, unabhängig davon, um welchen Typ es sich handelt. Andernfalls können zahlreiche schwerwiegende Folgeerkrankungen, Schäden und Beschwerden auftreten. Dazu gehören unter anderem:
diabetisches Koma
Hypoglykämie (Unterzuckerung)
diabetische Retinopathie (Erkrankung der Netzhaut des Auges durch Diabetes)
Augenschäden
Erblindung
Hörverlust durch Schädigung der kleinen Blutgefäße im Innenohr
Die Zuckerkrankheit Diabetes kann mit verschiedenen Arten von Therapien behandelt und unter Kontrolle gehalten werden. Behandlungen richten sich dabei individuell nach verschiedenen Aspekten, wie dem jeweiligen Typ von dem Diabetes, dem Alter der Betroffenen, der Entwicklung und den Begleiterscheinungen. Im Fokus jeder Therapie steht die Regulierung von dem Blutzuckerspiegel, die Vermeidung von starken Schwankungen, die Verbesserung des Wertes von dem glykierten Hämoglobin, die Reduzierung von Hypoglykämien und die Verhinderung von Folgeerkrankungen. Nicht zuletzt ist es auch das Ziel einer Therapie, die Lebensqualität trotz der Umstände zu steigern und auf einem bestmöglichen Niveau zu halten.
Diabetikern wird eine Schulung für den Umgang mit der Zucker- und Stoffwechselkrankheit empfohlen. Diese dient nicht nur der Motivation, sondern auch der Aufklärung und als Hilfe bei der Umstellung des individuellen Lebenswandels, der sehr häufig nötig ist.
Betroffene von Diabetes mellitus Typ-1 und Diabetiker mit einem niedrigen Insulinspiegel bedürfen einer Insulintherapie, bei der dem Körper Insulin in der erforderlichen Menge regelmäßig zugeführt wird. Bei dem Diabetes mellitus Typ-2 setzen sich die Therapien oft aus mehreren Bestandteilen zusammen. Dazu gehört eine Beratung zu einer passenden Ernährungsweise, Sport für eine dauerhaft regelmäßige effiziente Bewegung und im Bedarfsfall eine medikamentöse Behandlung mit diversen oral einzunehmenden Antidiabetika. Falls erforderlich kann auch hier eine Insulintherapie erfolgen.
Für Diabetiker ist es lebenswichtig, den Blutzuckerspiegel und den Insulinspiegel im Auge zu behalten und die eventuelle Insulinzufuhr entsprechend darauf abzustimmen. So müssen nicht nur die Werte permanent und vor allem in bestimmten Situationen gemessen und kontrolliert werden, sondern auch der Lebensstil, die Ernährung, spezielle Diäten und die Nahrungsaufnahme angepasst werden.